8. September 2013
Wie ist es Ihnen beim Hören dieses Evangeliums ergangen? Vielleicht haben Sie zunächst einmal schlucken müssen. Was traut Jesus uns da zu? Die Familie verlassen! Auf allen Besitz verzichten! Unser Leben gering achten! Und unser Kreuz auf uns nehmen! Ist das nicht unrealistisch, weltfremd, undurchführbar? Redet Jesus an unserer Wirklichkeit vorbei? Was meint Jesus hier wirklich?
Wir müssen auf die Umstände achten, unter denen Jesus diese Worte der Nachfolge an seine Jünger gerichtet hat: Sie sind auf dem Weg nach Jerusalem. Sie haben alles hinter sich gelassen: Ihre Familie, ihren Beruf. Allerdings nicht endgültig: Sie sind immer wieder zu ihren Familien zurückgekehrt. Aber für diese kleine Gruppe seiner engsten Mitarbeiter was es eine Notwendigkeit, wenn sie Jesus nachfolgen, mit ihm mitziehen wollten. Jesus stellt aber diese Bedingungen nicht an alle. Vom Oberzöllner Zachäus z.B. hat er nicht den völligen Verzicht auf sein Eigentum gefordert. Und in den Evangelien ist auch die Rede von einem Mann, den Jesus geheilt hatte und voller Begeisterung mit Jesus mitziehen will. Zu ihm sagt Jesus, er soll bei seiner Familie bleiben und dort das Reich Gottes verkünden.
„Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.“ Jesus will die familiären Beziehungen nicht abwerten. Aber diese Bindungen – so wichtig und wertvoll sie sind - sind nicht alles. Wer sich nur in den privaten Kreis seiner Familie zurückzieht und nicht bereit ist, Zeit und Energie für die Sache Jesu einzusetzen, lebt nicht im Sinne Jesu, folgt ihm nicht, lebt nicht christlich.
Auf seinen Besitz verzichten? Müssen wir dann Wohnung, Haus, Auto, alles verkaufen, so dass auf die Dauer die Familie betteln gehen muss? Auch hier geht es Jesus um eine Grundeinstellung. Ich brauche Besitz, um leben zu können. Aber dieser Besitz ist nicht alles. Dort, wo es notwendig ist, soll ich auch bereit sein meinen Besitz mit anderen zu teilen, denen es nicht so gut geht. Ich darf nicht leben nach der Devise „Beim Geld hört die Freundschaft auf“. Geld und Besitz sollen im Dienst der Freundschaft stehen. Kurz gesagt: Wir können nicht auf den ganzen Besitz verzichten, aber wir können uns bemühen, die nötige innere Distanz zu erlangen zu dem, was wir besitzen, auf dass wir nicht unser Herz daran hängen und alles andere dafür weichen muss.
Ich muss als Christ auch oft kleinere oder größere Unannehmlichkeiten, also „Kreuze“ auf mich nehmen. Man wird oft nicht verstanden, ja belächelt, als altmodisch und rückständig betrachtet. Das muss ich in Kauf nehmen, wenn ich an christlichen Werten und christlicher Lebensweise festhalten will. Christsein ist oft unbequem. Zum Christsein gehört eine innere Freiheit und Unabhängigkeit, damit ich Jesus nachfolgen kann, mich für die Verwirklichung des Reiches Gottes einsetzen kann.
All das soll bedacht sein, ehe sich jemand - ohne Vorbehalte - Jesus anschließt. Sonst steht die Nachfolge auf unsicherem Grund, wie die beiden Vergleiche des Turmbaus oder des Feldzuges deutlich machen. Ich muss mir bewusst sein, dass Christsein Konsequenzen hat, dass es etwas von mir abverlangt, dass es etwas kostet. Ich muss überlegen, ob ich den Mut habe, mich trotzdem auf Jesus einzulassen, mein Leben auf ihn zu bauen, nach seinen Maßstäben zu handeln und zu leben. Jesus verlangt von uns einen vernünftigen Glauben.